Einzelhaltung? Nein!

 

Keine Einzelhaltung!

Warum soll ich meine Ratte nicht allein halten?

Ratten leben in freier Wildbahn in großen Gruppen. Auch in der Heimtierhaltung brauchen Ratten immer Artgenossen zum Kuscheln, zusammen auf einem Haufen schlafen, gegenseitigem Putzen, Spielen, Toben und auch zum Kommunizieren im Ultraschallbereich. Nur das Rudel gibt den Tieren Sicherheit. Zusammen erkunden sie Ratten ihre Umgebung. Wer einmal erlebt hat, wie Ratten sich zusammen in die entlegensten Winkel der Wohnung trauen - immer die Mutigste vorweg, die anderen hinterher und zwischendurch ermuntern sie sich gegenseitig zum Unsinn machen - der wird nie mehr eine Ratte einzeln halten wollen.

Du solltest Dich deshalb von Vornherein für mindestens zwei, besser noch drei oder vier Ratten entscheiden. Einzelhaltung sollte nur ein Kompromiss sein, z.B. bei kranken Ratten, oder bei frisch kastrierten Ratten. Die Einzelhaltung sollte nicht lange dauern und Du musst sehr viel Zeit für die Ratte aufwenden! Ratten sind sehr soziale Rudeltiere und dürfen niemals allein gehalten werden. Einzeln gehaltene Ratten werden nicht zahmer als Ratten im Rudel, sie leiden seelisch unter der Einzelhaltung und können dadurch sogar bissig werden.

Welche Kombination passt?

Reine Bockgruppen, reine Weibchengruppen oder auch gemischte Gruppen können problemlos gehalten werden. Es wird behauptete, dass Weibchen einen stärkeren Nestbautrieb haben und von daher mehr annagen und mehr kaputt machen und das sie zickiger als Böcke sind. Es wird ebenso behauptet, dass Böcke mehr stinken aber dafür ruhiger und ausgegeglichener wären. Es mag sein, dass diese Charakterisierung hin und wieder zutrifft, aber der Charakter der Tiere hängt nicht nur von ihrem Geschlecht ab, auch Böcke machen mitunter viel kaputt und auch Weibchen können ruhig und friedlich sein.

Gemischtgeschlechtliche Gruppen sollten nur gehalten werden, wenn alle Böcke kastriert sind. Rattenweibchen werden etwa alle 4 - 5 Tage hitzig. Bei einer durchschnittlichen Trächtigkeitsdauer von ca. 21 Tagen können sie also alle 3 -4 Wochen durchschnittlich 14 Junge werfen! Es ist sehr unverantwortlich, nur mal aus Neugier Junge zu produzieren, da die Notfalllisten und auch die Tierheime leider inzwischen auch mit Ratten satt gesegnet sind.

 

Meine Ratte ist nicht allein, ich spiele oft mit ihr.

Stell Dir einen Menschen vor, der auf einer einsamen Insel lebt und nur eine Ratte als Gesellschaft hat, würdest Du sagen, dieser Mensch ist nicht einsam?

Ratten sprechen mit ihren Artgenossen, sie verwenden dabei Ultraschalllaute und auch hörbare Laute - welcher Mensch versteht diese Sprache? Ratten haben sehr viele komplexe Verhaltensmuster mit denen sie sich verständigen, kein Mensch kann das nachmachen (oder schnüffeln sie ihr Tier ab und lecken ihm die Nase?)

Tagsüber gehen die Menschen arbeiten oder zur Schule/Uni - die Ratte sitzt allein in seinem Käfig.

Nachts legen sich die Menschen schlafen - die Ratte sitzt allein in seinem Käfig.

Ratten im Rudel reden aber den ganzen Tag miteinander, sie achten aufeinander, sie laufen hintereinander her, kuscheln sich zusammen in eine Nest und fühlen sich nur sicher wenn ein Artgenosse in der Nähe ist! Eine einzelne Ratte hat weder Sicherheit, noch ausreichend Schmuseeinheiten, noch genug Abwechslung, sie lebt nur für die paar Minuten oder mit etwas Glück Stunden, die ihr Besitzer mit ihr spielt - aber wie lange ist sie allein weil sein Besitzer keine Zeit hat? Selbst wenn der Mensch sich am Tag 3 oder gar 4 Stunden mit der Ratte beschäftigt sitzt sie immer noch 20 Stunden allein im Käfig!

Meine Ratte verträgt sich nicht mit anderen Ratten.

Eine Vergesellschaftung von Ratten ist nicht ganz leicht - es dauert ein wenig und braucht seine Zeit. Sie als Mensch würden ja auch nicht jeden gleich in ihre Wohnung ziehen lassen, weil ihr Vermieter Ihnen einen Menschen zur Tür herein schickt - oder? Häufig werden allerdings einfach zwei Ratten zusammen in einen Käfig gesteckt. Das kann aber so nicht gut gehen, da die alteingesessene Ratte die neue Ratte im Normalfall angreift und sogar tötet. Denn der Käfig ist ihr Revier und dieses Revier muss sie gegen eine fremde Ratte verteidigen. Aber das heißt nicht, dass die Tiere sich grundsätzlich nicht mit anderen Ratten anfreunden können - es müssen dabei nur Regeln eingehalten werden, damit die Ratten sich so kennen lernen und anfreunden können, wie Ratten das eben machen. Wenn diese Regeln eingehalten werden, dann wird sich jede Ratte früher oder später wieder mit Artgenossen vertragen und nach einer geglückten Vergesellschaftung ist es einfach toll zu sehen, wie lieb die Ratten miteinander kuscheln.

Meine Ratte ist schon zu lange allein, sie gewöhnt sich nicht mehr an andere.

Egal wie lange ein Tier allein gelebt hat, es kann immer wieder mit Artgenossen vergesellschaftet werden. Natürlich dauert die Vergesellschaftung von einzelnen Tieren mitunter etwas länger, denn sie müssen nach so langer Zeit erstmal wieder die Gruppenregeln lernen und manchen Ratten fällt es nicht leicht, aber alle Einzelhaltungsratten, die wir in Gruppen bringen konnten, lebten regelrecht auf, wurden munterer, fröhlicher und vertrugen sich gut mit den anderen Ratten.

Ich habe nicht genug Platz und Geld für 2 Ratten.

Zwei Ratten benötigen den gleichen Platz wie eine Ratte. Der Käfig sollte die Größe von Breite 80 x Länge 50 x Höhe 80 cm niemals unterschreiten. Wer keinen Platz für so einen Käfig hat, der sollte seinem Tier zuliebe ein neues Zuhause für seine Ratte suchen. Zwei Ratten benötigen kaum mehr Futter oder Einstreu. Die Futterkosten für Frischfutter und Trockenfutter liegen bei ca. 2 Euro in der Woche. Die Einstreukosten bleiben gleich - da der Käfig nicht öfter gereinigt werden muss als bei einem Einzeltier. Eine Ratte kostet also wirklich wenig im Unterhalt und bei zwei Ratten wird das Trockenfutter in günstigeren Großpackungen noch ein wenig billiger.

Zwei Ratten machen mehr Arbeit.

Der Käfig muss ohnehin mindestens einmal die Woche sauber gemacht werden - egal ob ein Tier drin lebt, oder zwei Tiere. Die Geruchsbelästigung nach dieser Zeit ist bei einem Einzeltier eben so groß wie bei zwei Tieren. Auch sonst brauchst Du für die Ratten nicht mehr Zeit: egal ob ein oder zwei Tiere, mindestens einmal am Tag muss gefüttert werden und einen Löffel mehr Trockenfutter in den Napf zu geben oder ein Stück Gemüse mehr abzuschneiden macht wirklich nicht viel aus.

Ich will dass meine Ratte zahm bleibt.

Was für ein selbstsüchtiger Wunsch. Dein Tier soll Dir völlig ausgeliefert sein, damit Du mit ihm spielen kannst? Findest Du es wirklich gut, dass dieses Geschöpf auf Dich fixiert ist, weil es keine andere Möglichkeit hat? Findest Du es nicht schöner, wenn es zu Dir kommt, weil es das möchte - und nicht weil es vor Einsamkeit nicht weiß wohin?

Ja, einzeln gehaltene Ratten sind manchmal anhänglicher, das kann ich nicht bestreiten. Aber auch Tiere im Rudel werden zahm und anhänglich - und wenn eine Ratte schon zahm ist, bleibt es das auch wenn es nicht mehr allein wohnt. Vielleicht ist sie dann nicht mehr völlig auf ihren Menschen fixiert - aber dafür kann der Mensch dann viel mehr natürliche Verhaltensweisen der Ratten erleben und kennen lernen - und das macht mehr Spaß, als ein Tier, dass einsam im Käfig sitzt und einem das Gefühl gibt, sich kümmern zu müssen, auch wenn man keine Zeit hat. Bei Ratte im Rudel ist immer was los, sie spielen miteinander, laufen hineinander her, kuscheln miteinander und streiten sich ums Futter - ein Rattenrudel zu beobachen ist besser als Fernsehen!

Es hat noch einen enormen Vorteil für den Halter, wenn die Ratte nicht mehr allein ist: Du kannst die Ratten auch mal guten Gewissens allein lassen - könntest Du das auch, wenn Du genau wüsstest dass die Ratte allein im Käfig hockt und einsam ist, während Du ausgehst und Dich mit Freunden triffst oder mal keine Lust habst, Dich mit ihr zu befassen? 

Fazit

Es gibt keinen vernünftigen Grund eine Ratte allein zu halten. Es gibt nur viele vorgeschobene Gründe, die bequem für den Menschen sind und viele selbstsüchtige Gründe.

Quelle:diebrain.de

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